#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Dr. Nicolas Blanchard

Dr. Nicolas Blanchard Mitglied des Vorstands/CCO, Hamburg Commercial Bank

Mit Ausbruch der Pandemie sind Banken bei Pfandbrief-Emissionen zurückhaltend geworden. Wann steht Ihre nächste Emission an, und wie hat sich durch COVID-19 Ihr Emissionsplan verändert?

Wie viele andere Banken haben auch wir an dem TLTRO-Programm der Europäischen Zentralbank (EZB) teilgenommen. Das hat im Ergebnis dazu geführt, dass wir unsere Emissionen nicht am Markt platziert haben, sondern sie bei der EZB eingeliefert haben. Zurückhaltender sind wir durch COVID-19 nicht geworden. Bislang haben wir unseren Emissionsplan nicht verändert. Die Refinanzierung über den Pfandbrief stellt für uns weiterhin eine wichtige Komponente in unserem Fundingmix dar und ist die Voraussetzung dafür, am Markt kompetitiv Kredite anbieten zu können.

Welche Bedeutung erfährt der „Green Deal“ während der Krise?

Unabhängig von der COVID-19 Krise wird es für alle Unternehmen – und natürlich auch für Banken – immer wichtiger, nachhaltig zu wirtschaften. Nicht nur der „Green Deal“ ist deshalb von Bedeutung, sondern alle ESG-Kriterien, neben dem Umweltaspekt auch die Punkte Soziales und die Governance. Das darf in der aktuell wirtschaftlich schwierigeren Lage nicht aus dem Blick geraten. Hier sind alle gefragt: Unternehmen, Politik und Gesellschaft. Wir als Hamburg Commercial Bank arbeiten gerade intensiv daran, ESG-Kriterien noch stärker bei uns zu verankern. Wir verankern das Thema Nachhaltigkeit in der DNA der Bank. Erst kürzlich haben wir deshalb die „Principles for Responsible Banking“ der UNEP – das ist das Umweltprogramm der Vereinten Nationen – unterzeichnet.

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit (u.a. Digitalisierung)?

Dass es ohne vertiefte Digitalisierung nicht geht! Im Zuge des Lockdowns hat zeitweise deutlich mehr als die Hälfte unserer Belegschaft im Homeoffice gearbeitet. Wenn uns jemand vor COVID-19 gefragt hätte, ob wir das so schnell und in diesem Umfang realisieren können, hätten wir wahrscheinlich gesagt: Das geht nicht. Aber auch das lehrt uns die Krise: Wenn etwas wirklich notwendig und gewollt ist, ist es meistens machbar – es ist oft eine Frage von Willen und Prioritäten.  

Hat die COVID-19 Krise bei Ihnen einen Change-Prozess ausgelöst bzw. verstärkt oder angetrieben?

Bereits lange vor der COVID-19 Krise haben wir unsere dreijährige Transformation begonnen – aktuell haben wir etwas mehr als die Hälfte des Weges hinter uns. Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, welche Konsequenzen COVID-19 auf die Transformation unserer Bank hat und ob wir etwas dabei ändern müssen? Aber wir waren und sind überzeugt, dass es gerade in Krisenzeiten für Banken wichtig ist, über nachhaltig belastbare Geschäftsmodelle und die dazugehörigen niedrigen Kosten zu verfügen. Deshalb haben wir die Transformation weiter vorangetrieben. Gleichzeitig hat die Krise dazu geführt, dass wir schneller und mehr in unsere digitale Kompetenz investiert und diese erweitert haben – Programme wurden beschleunigt und ausgebaut. Beispielsweise haben wir bei der technischen Ausstattung, die für Homeoffice notwendig ist, große Fortschritte gemacht. Da wir unsere IT gerade ohnehin modernisieren, greift das alles ineinander. Insgesamt ist die HCOB agiler geworden.

Wie wird sich die plötzliche Homeoffice-Realität langfristig auf den Büroimmobilienmarkt auswirken? (Wird sich Homeoffice auch nach der COVID-19 Krise verstärkt durchsetzen und Büroflächen obsolet machen?)

Der Blick in die Glaskugel ist nicht ganz einfach. Ja, es ist durchaus wahrscheinlich, dass Homeoffice weiter an Bedeutung gewinnt. Aber heißt das automatisch, dass weniger Bürofläche gebraucht wird? Schwer zu sagen: Vielleicht müssen wir künftig aufgrund von Abstandsregeln mit mehr Platz pro Person rechnen? Das gilt für die Arbeitsplätze, aber vielleicht auch für die Sozialflächen wie Caféterias oder Konferenzräume. Und vielleicht werden gleichzeitig die Ansprüche an Wohnimmobilien höher? Es werden spannende Zeiten, in denen sich – wie immer – gute Immobilien in guten Lagen behaupten werden.   

Inwiefern hat sich die Kommunikationsstrategie Ihres Hauses (intern/extern) im Zuge der COVID-19 Krise verändert?

Wir haben festgestellt, wie viel sich mit digitalen Mitteln machen lässt – das gilt intern wie extern. Für uns ist der Kundenkontakt sehr wichtig. Das haben wir über digitale Treffen und Veranstaltungen organisiert, sogar Senior-Coverage funktioniert auf diese Art – das Feedback unserer Kunden auf diese Veranstaltungen war durchweg gut. Intern war es ebenfalls neu, auf größere Präsenz-Meetings zu verzichten. Auch hier nutzen wir nun digitale Formate. Was sich noch gezeigt hat: Gerade in Krisenzeiten ist eine umfangreiche und klare Kommunikation wichtig – das haben wir beherzigt.