#wirsindpfandbrief: Im Gespräch mit Bodo Winkler

Bodo Winkler Head of Funding & Investor Relations, Berlin Hyp

Mit Ausbruch der Pandemie sind Banken bei Pfandbrief-Emissionen zurückhaltend geworden. Wann steht Ihre nächste Emission an, und wie hat sich durch COVID-19 Ihr Emissionsplan verändert?

Die Berlin Hyp hatte im Februar ihren ersten Hypothekenpfandbrief im Benchmarkformat im Jahr 2020 an den Markt gebracht. Ende Juni sowie gerade erst gestern folgten dann die nächsten Emissionen über je 500 Mio. Euro. Bei diesen beiden Anleihen handelte es sich um als Green Bond ausgestattete Hypothekenpfandbriefe. Damit hat die Berlin Hyp nun insgesamt sechs Grüne Pfandbriefe emittiert.

Natürlich machen sich die Auswirkungen der Pandemie auch in der Funding-Planung der Berlin Hyp bemerkbar. Das Darlehensneugeschäft 2020 wird geringer ausfallen als im vergangenen Jahr. Zudem hat die EZB die aktuelle TLTRO3-Tranche so attraktiv ausgestattet, dass die Banken der Eurozone sie fast schon in ihren Refinanzierungsmix aufnehmen mussten. Dies alles ändert aber nichts daran, dass der Pfandbrief für die Berlin Hyp das wichtigste Fundinginstrument ist. Für die langfristige Refinanzierung von Immobiliendarlehen bleibt er unersetzlich. Drei Benchmark-Anleihen unseres Hauses im bisherigen Jahresverlauf bestätigen dies nachdrücklich.

Welche Bedeutung erfährt der „Green Deal“ während der Krise?

Der Kampf gegen den Klimawandel war eines der wichtigsten politischen Themen vor dem Ausbruch der Pandemie - und er bleibt es auch darüber hinaus. Auch wenn in den letzten Monaten Themen, die im direkten Zusammenhang mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie stehen, in den Vordergrund gerückt waren, ändert sich nichts an der Dringlichkeit, durch geeignete Maßnahmen auf den Klimawandel zu reagieren.

Der Green Deal der EU-Kommission bildet dabei den Rahmen für die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, damit die EU bis 2050 klimaneutral sein wird. U. a. adressiert er klar die Bedeutung, die einer Verbesserung der Energieeffizienz im europäischen Gebäudebestand zukommt. Dieser ist für 40 % des Energieverbrauchs innerhalb der EU verantwortlich. Weitere Vorhaben wie die EU-Taxonomie oder der europäische Green Bond Standard nehmen unterdessen – und ungeachtet der derzeitigen Krise – immer konkretere Formen an. Die damit entstehenden politischen Rahmen werden dabei helfen, Immobilien- und Kapitalmärkte nachhaltiger auszugestalten. Die durch COVID-19 ausgelöste Krise könnte dabei sogar als Katalysator dienen. Zu beobachten ist dies exemplarisch bei den von den EU-Mitgliedstaaten geschnürten Paketen zur Unterstützung der Wirtschaft: Maßnahmen mit direktem Bezug zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz stehen hierbei ganz oben auf der Liste.

Welche Lehren zieht Ihre Bank aus der bisherigen Krisenzeit?

Digitalisierung ist eins der wichtigsten Themen im Bankenmarkt. Dies gilt bereits seit einiger Zeit auch für die Berlin Hyp. Mit unseren Zukunftsprojekten SAP HANA und KPO 4.0 sind wir weit vorangeschritten. Darüber hinaus hat die Bank bereits lange vor dem Ausbrauch der Pandemie neue Arbeitszeitmodelle eingeführt, so dass die Mehrzahl meiner Kolleginnen und Kollegen die Vertrauenszeit mit der Möglichkeit des mobilen Arbeitens nutzen. Zusammen bildete dies die Grundlage dafür, dass die Bank im März in kurzer Zeit eine Homeoffice-Quote von ca. 90 % darstellen konnte.

Die Arbeit von zuhause hat – für viele fast ein wenig überraschend - gut funktioniert. Trotz rund 500 VPN-Zugängen, die simultan genutzt wurden, konnten alle auf die für sie wichtigen Anwendungen und Laufwerke zu jeder Zeit zugreifen. Meetings werden seitdem überwiegend über Skype abgehalten. Aber nicht nur im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen wurden neue Plattformen genutzt. Auch in der Kommunikation mit Kapitalmarktpartnern und Investoren setzen wir seit Ausbruch der Pandemie in Europa neue Medien ein. Das Spektrum erstreckt sich dabei von Investmentbanken aufgesetzten Conference Calls über live gestreamte Teilnahmen an virtuellen Panels bis hin zu klassischen 1-on-1 Meetings über web-basierte Plattformen.

Egal ob im Innen- oder im Außenverhältnis: Auch wenn Corona irgendwann hoffentlich kein Thema mehr sein wird, werden viele jetzt ausprobierte und als effizient eingestufte digitale Arbeitsweisen und Kommunikationsweisen bleiben.

Unsere Kampagne trägt den Namen #wirsindpfandbrief. Inwiefern profitieren Sie von der Zusammenarbeit im vdp – allgemein und insbesondere während der COVID-19-Pandemie?

Als spezialisierter Gewerbeimmobilienfinanzierer, für den der Pfandbrief das wichtigste Refinanzierungsinstrument darstellt, sind der vdp und seine Gremien für die Berlin Hyp von besonderer Bedeutung. Durch seine klare Ausrichtung auf die Themenkomplexe rund um die Immobilienfinanzierung und Pfandbriefrefinanzierung beschäftigt sich der Verband direkt mit Fragen unseres Kerngeschäfts, vertritt die hierauf bezogenen Interessen seiner Mitgliedsinstitute und bietet eine Plattform für den Austausch mit anderen Pfandbriefbanken und für die gemeinsame Erarbeitung von Industrielösungen.

In einer besonderen Situation wie der durch die Pandemie ausgelösten Krise, ist zielgerichtetes aber gleichzeitig agiles Handeln auf Verbandsebene gefragt. Wie gut so etwas funktionieren kann, zeigt die gemeinsame Entwicklung eines Tilgungsmoratoriums für Finanzierungen gewerblicher Immobilien, das bereits seit Anfang Mai von den dem Moratorium beigetretenen Mitgliedsinstituten genutzt werden kann und in einer Zeit der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung einen wichtigen Beitrag zur Versorgung der Immobilien- und Realwirtschaft geleistet hat. Davon profitiert nicht nur die Berlin Hyp, sondern alle gewerblichen Immobilienfinanzierer und ihre Kunden.

Persönlich habe ich mich im Jahr zuvor besonders über die Entwicklung von Mindeststandards für Grüne Pfandbriefe beim vdp gemeinsam mit anderen Mitgliedsinstituten gefreut. Nachdem zuvor die Wortmarke „Grüner Pfandbrief“ von der Berlin Hyp an den Verband übertragen wurde, haben wir damit eine inhaltliche Orientierungshilfe für Investoren und künftige Emittenten entwickelt. Besonders in einem immer noch recht jungen und dynamisch wachsenden Segment wie dem Green Bond-Markt ist dies wichtig, ist man hier doch noch mitten im Prozess des Standardentwickelns und -setzens.

Wie wird sich die plötzliche Homeoffice-Realität langfristig auf den Büroimmobilienmarkt auswirken?

Das mobile Arbeiten hat sich in der Pandemie zu einer effizienten Alternative zur Arbeit im Büro entwickelt. Über die verschiedenen Wirtschaftszweige hinweg konnten Unternehmen feststellen, dass viele oder vielleicht auch alle Arbeitsschritte unter entsprechenden technischen Voraussetzungen auch von außerhalb des Büros erledigt werden können. Dies bedeutet aber nicht, dass dauerhaft auf Büroflächen verzichtet werden kann. Insbesondere an den Informationsaustausch mit Kollegen, Vorgesetzten und Mitarbeitern stellt das mobile Arbeiten hohe Herausforderungen. Gleichzeitig finden viele Beschäftigte zuhause keine optimalen Arbeitsbedingungen vor. Die wenigsten dürften über ein privates Arbeitszimmer verfügen, in dem sie sich nur auf ihren Job konzentrieren können. Auch bei uns in der Berlin Hyp stellen wir fest, dass inzwischen wieder vermehrt Kolleginnen und Kollegen zurück in die Bank kommen wollen. Und viele gute Ideen entstehen eben in der Teeküche am Kaffeeautomaten oder beim Flurgespräch.

Moderne Arbeitswelten, die dem klassischen Büro bereits seit einiger Zeit Konkurrenz machen, tragen neuen Formen der Kommunikation und der digitalen Arbeit Rechnung. Genauso berücksichtigen sie Arbeitszeitmodelle, die das mobile Arbeiten beinhalten und nicht mehr von der jederzeitigen Anwesenheit jedes Mitarbeiters ausgehen. Und es wird mehr Platz beziehungsweise Abstand benötigt, um die Ansteckungsgefahr klein zu halten

Zusammenfassend erwarten wir bei der Berlin Hyp, dass Menschen auch in der Zukunft weiterhin in Büros arbeiten werden – nur eben nicht ausschließlich. Die Büros der Zukunft werden anders aussehen und mehr Interaktion zulassen. Der Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit im Büroimmobiliensektor erscheint zudem ungebrochen und könnte sogar weiter an Fahrt aufnehmen.