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Dwarak Adugodi Vittal KI-Experte, DekaBank

Wie stark bestimmt KI bereits Ihren Arbeitsalltag? 

Kurzum: sehr. (lacht) Als KI-Experte ist meine Antwort aber natürlich nicht repräsentativ für alle Kolleginnen und Kollegen. Für viele ist KI noch eher unterschwellig wahrnehmbar. Selbst wenn nahezu jede und jeder zu irgendeinem Zeitpunkt am Tag bewusst oder unbewusst mit einer KI interagiert. Ein erster wahrnehmbarer Touchpoint für viele dürfte DekaGPT sein, welches wir seit einigen Wochen schrittweise ausrollen.

Tatsächlich beschäftigen sich einige Kolleginnen und Kollegen, beispielsweise im Asset Management, aber bereits seit vielen Jahren mit dem Einsatz von KI. Ich sage immer “beschäftigen”, was so klingt wie: “Wir schauen uns das mal an.” Wir sind in diesem Bereich aber längst produktiv und institutionalisiert unterwegs. Unser IQAM Research Center, eine Kooperation zwischen unserer Tochter IQAM Invest, der TU Wien und der WU Wien, setzt sich sogar wissenschaftlich mit dem Thema auseinander und publiziert in internationalen Fachzeitschriften.

Eine Herausforderung, vor der unsere Fondsmanagerinnen und Fondsmanager täglich stehen, ist es, aus tausenden Meldungen zu Unternehmen, Märkten und sonstigen Entwicklungen, die einen ökonomischen Impact haben, die für sie und ihre Portfolien relevanten zu filtern. Hier setzen wir KI dafür ein, die Meldungen nach positivem oder negativem Impact zu klassifizieren, sodass die Fondsmanagerinnen und Fondsmanager nicht mehr selbst tausende Meldungen lesen und kategorisieren müssen. Dass KI hier sinnvoll unterstützen kann, war uns weit vor dem Hype um ChatGPT bewusst.

Für welche Tätigkeiten in Ihrem Institut bietet KI das größte Potenzial?

Ein Vorteil ist, dass wir mit KI sehr große und vor allem auch sehr unstrukturierte Datenmengen verarbeiten können. Zum Beispiel große Textdateien, die man normalerweise mit den wenigen Stunden eines Arbeitstags gar nicht durchforsten könnte. Außerdem können wir sehr komplexe Muster in Daten finden, die früher mit herkömmlichen, oft linearen Verfahren, nicht zu finden waren.

Daraus ergeben sich vor allem Anwendungsfälle, die es uns ermöglichen, das Kundenpotenzial für Wertpapierinvestments gezielter und umfassender auszuschöpfen, durch datengesteuerte Optimierungen unsere Produktqualität zu verbessern und unserer Prozesseffizienz zu stärken.

Wie werden Ihre Kolleg:innen auf die Nutzung von KI vorbereitet und wie ist die erste Resonanz bei der Zusammenarbeit mit KI?

Wir setzen gegenwärtig eine Reihe von Formaten um, die Kolleginnen und Kollegen KI-Grundlagen vermitteln und ihnen aufzuzeigen, wie KI sie sinnvoll in ihrem Arbeitsalltag unterstützen kann. Allein an unseren Einführungen ins Thema Prompting haben über 800 Mitarbeitende teilgenommen. Wir schaffen außerdem eine Umgebung zum Forschen und Ausprobieren, damit Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeiten von KI kennenlernen und Erfahrungen sammeln, wie sie KI effektiv bei der Arbeit anwenden können und die Entwicklung bereichsübergreifend aktiv mitgestalten können.

Unser "KI Coffee Call" ist so ein Beispiel für eine Möglichkeit zum bereichsübergreifenden und offenen Austausch. Hier kommen zweiwöchentlich Kolleginnen und Kollegen zusammen - von interessierten Mitarbeitenden über KI-Trainees und -Experten bis zur Vorständin - und diskutieren KI-News, geben einander Projektupdates oder holen sich Impulse von innen oder außen ein.

Vervollständigen Sie bitte folgenden Satz: Im Jahr 2030 wird KI…

... bei allen Kolleginnen und Kollegen als unverzichtbarer Teil des Arbeitsalltags fest verankert sein. Alle Kolleginnen und Kollegen werden KI selbstverständlich und bewusst in unterschiedlicher Intensität und Regelmäßigkeit nutzen. Das klingt für einige wahrscheinlich übertrieben optimistisch, aber ich sehe mich da durch eine interne Umfrage bestärkt, die wir vor einigen Wochen durchgeführt haben. Dort gaben fast 90 Prozent an, KI als Vorteil und Weiterentwicklungsmöglichkeit zu sehen.