#jointhepfandbrief: Interview mit Katharina Hartmann und Sebastian Appeldorn
Wie nehmen Sie die derzeitigen dynamischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wahr und hat dies Auswirkungen auf den Recruiting-Prozess?
Appeldorn: Der Arbeitsmarkt hat sich stark verändert, insbesondere in Bezug auf Recruiting. Es ist nun ein Arbeitnehmermarkt, was bedeutet, dass Kandidaten hohe Anforderungen haben und Arbeitgeber sich deutlich stärker präsentieren müssen. Hierbei ist gerade ein persönlicher Kontakt und eine gewisse Schnelligkeit im Bewerbungsprozess entscheidend, da das Stellenangebot von Arbeitgebern für Bewerber sehr hoch ist. Zudem ist es wichtig auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Generationen gezielt einzugehen. Die Pandemie hat die Loyalität zu Arbeitgebern schwinden lassen, wodurch die Jobwechselbereitschaft sich erhöht hat, und vor allem bedingt durch Inflation und einen Fachkräftemangel steigen die Gehälter. Dies bedeutet, dass die Stellenbesetzungen tendenziell länger dauern und intensiver sind.
Hartmann: Für jüngere Bewerber sind Schnelligkeit im Bewerbungsprozess und Nachhaltigkeit wichtige Punkte. Transparentes und wertschätzendes Auftreten seitens des Arbeitgebers, eine lockere Unternehmenskultur (Du-Kultur, legerer Dresscode), und die Möglichkeit, aktuelle Mitarbeiter kennenzulernen und Feedback zu erhalten, sind ebenfalls entscheidend. Dies vermittelt ein authentisches Bild des Arbeitgebers und des Arbeitsumfelds.
Welche Mittel und Möglichkeiten nutzen Sie zum Recruiting? Welche Plattform funktioniert für Sie am besten und warum?
Appeldorn: Insgesamt ist ein Multi-Channel-Ansatz entscheidend. Im Professional-Bereich ist LinkedIn der Hauptkanal für das Recruiting, ergänzt durch eine gezielte Anwendung von anderen Stellenportalen. Die Nutzung von Netzwerken ist ebenfalls wichtig, sowohl innerhalb der Branche als auch mit Kunden. Active Sourcing soll verstärkt in Betracht gezogen werden, jedoch erfordert es eine individuelle und persönliche Ansprache, die wiederum zeitintensiv ist. Bei Nachwuchskräften sieht die Strategie etwas anders aus.
Hartmann: Wir nutzen Plattformen wie z.B. Instagram, um jüngere Bewerber anzusprechen, konzentrieren uns aber auch auf persönliche Kontakte. Wir kooperieren intensiv mit Universitäten und Hochschulen, organisieren Netzwerkveranstaltungen und laden Lehrstühle ein. Für unsere Studierenden und Praktikanten pflegen wir einen Verbindungspool, um sie langfristig zu binden. Die Mischung aus Online-Präsenz und persönlichem Kontakt ist entscheidend, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.
Welche Maßnahmen setzten Sie um, um den Nachwuchs für Ihre Vakanzen zu begeistern?
Hartmann: Unsere Bank arbeitet intensiv daran, ihr traditionelles Image aufzubrechen und sich als modernen und attraktiven Arbeitgeber zu präsentieren. Dies geschieht durch nachhaltige Geschäftsmodelle, lockerere Unternehmenskultur und individuell gestaltete Nachwuchsprogramme. Es gibt eine starke Unterstützung für Nachwuchskräfte, einschließlich Patenschaften, Mentoring-Programme und die Möglichkeit zum Auslandseinsatz. Unsere Größe ermöglicht es den Nachwuchskräften, schnell Verantwortung zu übernehmen und sich weiterzuentwickeln. Der attraktive Standort in München und wettbewerbsfähige Vergütungen sind weitere Vorteile, die wir bieten.
Appeldorn: Wir bieten eine sehr breite Palette von Mitarbeiterleistungen und -vorteilen, darunter ein hohes Maß an flexiblem Arbeiten, das auf Eigenverantwortung und Tätigkeiten und nicht auf Anwesenheitsquoten basiert, sowie verschiedene finanzielle Zusatzanreize wie Inflationsprämien und Zuschüsse für Mobilität (z.B. Deutschlandticket und Firmenfahrrad). Wir fördern auch die Mitarbeitergesundheit (z.B. eigener Sportclub, Gesundheitstage) und bieten damit in Summe eine attraktive Gesamtausstattung an. Unser gut funktionierendes Geschäftsmodell gepaart mit einer finanziellen Unternehmensstärke sind weitere Pluspunkte, die uns für Professionals und Nachwuchskräfte attraktiv machen.
Was denken Sie, wie wird sich der Arbeitsmarkt, insbesondere bezüglich der Themen Homeoffice und Mobiles Arbeiten, in den nächsten Jahren entwickeln?
Appeldorn: Die Priorität liegt auf einem dauerhaften Mix aus Büro- und Homeoffice-Arbeit, was als das "New Normal" angesehen wird. Es wird keine Rückkehr zum vorpandemischen Zustand geben. Die Flexibilität im Homeoffice wird beibehalten und Regelungen wurden kürzlich verlängert, was im Vergleich zu anderen Wettbewerbern eine hohe Flexibilität und damit z.B. auch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatem ermöglicht. Der Schwerpunkt liegt auf der Tätigkeitsorientierung und dem persönlichen Kontakt bzw. einer sozialen Interaktion, besonders bei Workshops, Teamveranstaltungen und übergreifenden Projekten. Studien zeigen zudem, dass Homeoffice die Effizienz nicht beeinträchtigt, sondern insbesondere für konzentriertes Arbeiten sogar erhöht. Insgesamt hat sich der Mix aus Büro- und Homeoffice-Arbeit für uns bewährt und wird beibehalten (inkl. Workation und der damit verbundenen Möglichkeit auch im europäischen Ausland zu arbeiten).
Hartmann: Die Flexibilität zwischen Büro- und Homeoffice-Arbeit wird von jungen Leuten geschätzt. Sie genießen die Möglichkeit, von zu Hause aus mobil zu arbeiten und bewusst ins Büro zu gehen, insbesondere um Kollegen persönlich zu treffen und ein Netzwerk aufzubauen. Dies hilft insbesondere neuen Mitarbeitern, sich im Unternehmen zu integrieren.