#jointhepfandbrief: Interview mit Iris Heymann
Wie nehmen Sie die derzeitigen dynamischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wahr und hat dies Auswirkungen auf den Recruiting-Prozess?
Die Situation am Arbeitsmarkt ist derzeit in aller Munde und der Fachkräftemangel wird für uns alle spürbar. Auch wir stehen damit vor neuen Herausforderungen, denen wir mit viel Engagement begegnen. Dabei spielen zwei wesentliche Faktoren für uns eine Rolle:
Wir wollen auf dem externen Arbeitsmarkt als attraktive Arbeitgeberin wahrgenommen werden und außerdem passende Kandidaten zielgerichtet für uns gewinnen. Daneben wollen wir unsere Mitarbeitenden binden und dazu gehört auch, deren Entwicklungswünsche zu kennen und sie auf unterschiedlichen Wegen zu fördern. Die Mitarbeitenden bestmöglich nach ihren Stärken und Interessen einzusetzen, steigert die Mitarbeitendenzufriedenheit und zahlt damit auch auf die Mitbeitendenbindung ein.
In unserer Sparkasse liegt das Durchschnittsalter nahezu bei 50 Jahren und wir erwarten in den nächsten Jahren dementsprechende Renteneintritte, denn nicht alle Mitarbeitenden warten ihre Regelrentenalter ab, sondern treten ihren Ruhestand bereits früher an.
In den letzten zehn Jahren haben wir über zwei freiwillige Abbauprogramme unseren Personalbestand reduziert und in diesem Zusammenhang auch weniger Ausbildungsplätze angeboten. Aktuell stellen wir viele neue Kolleginnen und Kollegen ein und haben unser Angebot für junge Menschen vom Jahrespraktikum bis zum Hochschultraineeprogramm deutlich erweitert.
Unsere Kundinnen und Kunden nutzen immer stärker unser digitales Angebot und wünschen sich für Ihre Beratungstermine zeitliche und örtliche Flexibilität. Das Angebot, Beratungsgespräche per Telefon und Videokonferenz zu führen, kommt gut an. Wir brauchen BeraterInnen, die sich in einer digitalen Welt auf allen Kanälen sicher bewegen und unseren Kundinnen und Kunden dort begegnen, wo sie es wünschen. Dadurch haben sich die Kompetenzprofile, die wir suchen, verändert.
Welche Mittel und Möglichkeiten nutzen Sie zum Recruiting? Welche Plattform funktioniert für Sie am besten und warum?
All die oben genannten Aspekte erfordern ein ganzheitliches Vorgehen. Unsere Recruiter sind darauf spezialisiert und arbeiten mit unserer Unternehmenskommunikation aktiv daran, unsere Arbeitgebermarke attraktiv zu präsentieren. Wir nutzen Social-Media-Kanäle und Plattformen wie StepStone, Xing und LinkedIn, um geeignete Bewerber anzuziehen. Außerdem setzen wir auf Empfehlungen unserer Mitarbeitenden und haben ein Mitarbeitende-werben-Mitarbeitende-Programm mit einer Prämie eingeführt.
Welche Maßnahmen setzten Sie um, um den Nachwuchs für Ihre Vakanzen zu begeistern?
Für junge Mitarbeitende haben wir verschiedene Ansätze. Wir bieten Jahrespraktika an und werben für unsere Ausbildungsprogramme über digitale Formate und Social Media. Neben der klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann und -kauffrau bieten wir seit 2023 wieder ein duales Studium mit Fachrichtung Wirtschaft oder Wirtschaftsinformatik an. Während der Ausbildung begleiten wir unsere Auszubildenden mit Patenschaften, um sie bestmöglich zu unterstützen. Nach Abschluss der Ausbildung werden unsere Jungbanker in den ersten zwei Jahren eng durch unsere Personalentwickler begleitet und nehmen an einem modularen Programm zur Persönlichkeitsentwicklung teil.
Für unsere strategische Personalplanung nutzen wir ein Instrument, mit dem wir systematisch unsere Personalbedarfe für einen Zeithorizont von 3 und 5 Jahren analysieren. Dabei legen wir Annahmen in quantitativer und qualitativer Hinsicht zugrunde und initiieren frühzeitig Maßnahmen, um uns für die Zukunft bestmöglich aufzustellen. Dazu zählen z.B. auch gezielte Qualifikationsmaßnahmen.
Insgesamt ist es für uns wichtig, dass wir die Entwicklung unserer Mitarbeitenden im Auge haben, eine positive Lernkultur fördern und Karrierewege – auch außerhalb von Führung - individuell ermöglichen. Unsere Sparkasse ist offen für Veränderungen und wir schätzen die Vielfalt unserer Belegschaft, die uns voranbringt.
Was denken Sie, wie wird sich der Arbeitsmarkt, insbesondere bezüglich der Themen Homeoffice und Mobiles Arbeiten, in den nächsten Jahren entwickeln?
Unser mobiles Arbeiten hat sich bewährt und ist bei uns keine Frage des Ob, sondern des Wie. Wir haben zu Beginn der Pandemie schnell reagiert und die Möglichkeit geschaffen, dass unsere Mitarbeiter mobil arbeiten können. Dass hat sehr gut funktioniert und es wurde, wie bei vielen anderen Unternehmen auch, deutlich, dass mobiles Arbeiten auch über die Pandemie hinaus bleiben wird. Wir haben dann eine Dienstvereinbarung mit unserem Personalrat verhandelt und können, wenn es unsere Aufgaben zulassen, bis zu 60% der Wochenarbeitszeit mobil arbeiten. Unsere Dienstvereinbarung setzt den Rahmen und die Teams können sich innerhalb dieser Leitplanken eigenständig organisieren und mit ihrer Teamcharta Spielregeln dafür festlegen. Wichtig ist, dass der Geschäftsbetrieb einwandfrei läuft. Diese Flexibilität kommt gut an und hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität.
Zu Beginn gab es auch bei uns kritische Stimmen zur Arbeit im Home-Office. Durch die pandemiebedingten Erfahrungen hat sich diese kritische Sicht deutlich gewandelt und mittlerweile schätzt ein Großteil der Belegschaft das Angebot in unserer Sparkasse sehr. Für mich persönlich funktioniert gemeinsames kreatives Arbeiten zum Beispiel in Präsenz deutlich besser als auf medialem Weg. Für ein fokussiertes und konzentriertes Arbeiten kann das Home-Office manchmal der geeignetere Arbeitsort sein.