#jointhepfandbrief: Interview mit Judith Steinhoff
Wie nehmen Sie die derzeitigen dynamischen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt wahr und hat dies Auswirkungen auf den Recruiting-Prozess?
Wir beobachten vor allem bei jungen Menschen, dass sie sehr viel flexibler sind als noch vor einigen Jahren. Sie sind heute eher bereit, ihren Arbeitgeber auch nach kurzer Zeit zu wechseln, wenn sich ihre Erwartungen an den Arbeitsplatz nicht erfüllen. Dazu tragen der Fachkräftemangel und neue Lebensmodelle ebenso bei wie eine allgemein geringere Verbundenheit mit dem Arbeitgeber.
Darum sind wir flexibler heute und gehen mehr auf die Bedürfnisse der Bewerbenden ein. Enorm wichtig ist nach unserer Erfahrung Geschwindigkeit, sie ist im Prozess erfolgskritisch. Nur wenn wir schnell und flexibel sind, vermeiden wir, dass Bewerbende auf dem Weg zur Einstellung abspringen.
Wir betrachten potenzielle Kolleg:innen und Bewerbende wie Kund:innen, die wir ganz gezielt ansprechen. Wir bewerben uns als attraktiver Arbeitgeber bei den potenziellen Arbeitnehmer:innen, auch außerhalb der Branche, und nicht umgekehrt. Und, last but not least, Recruiting hört nicht mit der trockenen Tinte auf dem Anstellungsvertrag auf. Das Onboarding ist ein zentrales Element, um eine Bindung zum Unternehmen aufzubauen. Wir haben einen gut strukturierten Onboarding Prozess für die zahlreichen in diesem und im vergangenen Jahr neu eingestellten Kolleg:innen etabliert für den wir viel Lob erhalten und auch unsere geringe Fluktuationsquote zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Welche Mittel und Möglichkeiten nutzen Sie zum Recruiting? Welche Plattform funktioniert für Sie am besten und warum?
Unsere Attraktivität als Arbeitgeber ist uns sehr wichtig, auch deshalb haben wir in diesem Jahr einen erfolgreichen “Brand Refresh” vollzogen, inklusiver gezielter Recruiting-Kampagne. Dank klassischer Out-of-Home-Werbung und der Nutzung von Social Media-Kanäle sind unsere Bewerbendenzahlen deutlich gestiegen.
Wir fördern auch die Empfehlung der HCOB als Arbeitgeber von unseren Mitarbeitenden und honorieren diese finanziell bei Erfolg. Zudem haben wir Stellen für Active Sourcing geschaffen, um spezialisierte Fachkräfte zu gewinnen. Unsere Präsenz in internationalen Märkten wie London, Luxemburg und Athen hat sich bewährt.
Unser interner Stellenmarkt und die gezielte Nachwuchsförderung sind uns wichtig, daher erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden Karrierepläne und bieten zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten.
Einen hohen Stellenwert hat auch das Thema Diversity bei der HCOB. Neben der Festlegung von Quoten für weibliche Mitarbeitende in Führungs- und Expertenpositionen gehören auch Mentoring-Programme und die gezielte Förderung weiblicher Talente.
Welche Maßnahmen setzen Sie um, um den Nachwuchs für Ihre Vakanzen zu begeistern?
Wir investieren stark in Nachwuchsförderung, mit attraktiven Ausbildungs- und Traineeprogrammen und klaren Karrierepfaden. Unsere Dual Studierenden werden intensiv unterstützt und erhalten vielfältige Einblicke in die Bank. Wir pflegen Kontakte zu Hochschulen und erweitern unser Netzwerk zu universitären Kooperationspartnern kontinuierlich. Unseren Mitarbeitenden bieten wir neben attraktiven Gehältern verschiedene Benefits, darunter Verpflegungszuschüsse, volle Kostenübernahme für das Deutschlandticket und finanzielle Förderung von Sportmitgliedschaften.
Was denken Sie, wie wird sich der Arbeitsmarkt, insbesondere bezüglich der Themen Homeoffice und Mobiles Arbeiten, in den nächsten Jahren entwickeln?
Mobiles Arbeiten wird eine feste Größe bleiben, wobei der Schwerpunkt bei uns auf mehr Anwesenheit im Büro liegt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dort die Zusammenarbeit und die soziale Interaktion besser funktionieren. Besonders beim Onboarding neuer Kolleg:innen und für die Einarbeitung junger Menschen, die ihren Weg in die Arbeitswelt gerade erst starten, sind der direkte Kontakt im Team und die persönlichen Gespräche mit der Führungskraft aus unserer Sicht deutlich von Vorteil.