#vdpmeetsgreen: Interview mit Sascha Klaus

Sascha Klaus Vorstandsvorsitzender, Berlin Hyp

1. Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?

Diese Sichtweise teilen wir so nicht. Ganz im Gegenteil hat die COVID-19-Krise eher wie ein Brennglas gewirkt und den Fokus auf die drängendsten Probleme unserer Zeit gerichtet – und insbesondere auf die Klimakrise. Der Klimawandel wird „der“ wesentliche Faktor bei Immobilien, Geldanlage und Finanzierung in der Zukunft sein. Auf den Gebäudesektor in Deutschland entfallen 30 bis 40% der CO₂-Emissionen. Hier liegt ein großer Hebel auf dem Weg hin zur Klimaneutralität. Aufgrund des bislang hohen Energieverbrauchs und hohen Anteils an Treibhausgasemissionen sind die Einsparpotenziale enorm. Daher sind hier alle Akteure der Immobilienwirtschaft gefragt, sich aktiv einzubringen. Insbesondere im Neubau lässt sich Energieeffizienz schon problemlos realisieren. Bei Bestandsimmobilien, insbesondere bei älteren Gebäuden, ist der Einsatz von Energie meist wenig effizient, hier sind also vorrangig Lösungen erforderlich, die aber auch sozial verträglich sein müssen. Die EU- und die deutsche Klimaschutzstrategie sehen einen erheblichen Beitrag des Immobiliensektors zur CO₂-Minderung vor: die wahrscheinlich größte Herausforderung der Branche in der Zukunft.

2. Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?

Wir brauchen grundsätzlich ein Umdenken in der gesamten Immobilienbranche, was natürlich auch die Finanzwirtschaft umfasst. Wir müssen weg vom Streben nach Rendite um jeden Preis. Nachhaltigkeit muss als Faktor in den Fokus rücken und messbar und bewertbar sein. Die Taxonomie kann hier sicher entscheidende Impulse geben. Allerdings ist ein Konsens unter allen Akteuren der Immobilienbranche unumgänglich.

Finanzierungen für Green Buildings müssen bezahlbar sein. Hier gibt es ja schon eine Reihe von Angeboten durch die Finanzwirtschaft, die Berlin Hyp incentiviert Green Buildings beispielsweise mit einem Zinsabschlag. Aber es muss auch attraktiv werden, in die energetische Sanierung von alten Gebäuden zu investieren. Wir wollen unsere Kunden auf diesem Weg begleiten, indem wir ihnen optimale Finanzierungslösungen anbieten – bspw. Fördermittel in Kombination mit unserem Transformationskredit. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, die sich ergebenden Zielkonflikte aufzudecken und sozialverträgliches Sanieren zu fördern. Dafür müssen alle Akteure an einem Tisch gemeinsam Konzepte entwickeln.

3. Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele?

Um unserer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht zu werden, haben wir im Jahr 2020 eine ambitionierte Nachhaltigkeitsagenda verabschiedet und ein klares Commitment zum Pariser Klimaabkommen und zum Klimapfad der Bundesrepublik Deutschland abgegeben. Als eine der Kernmaßnahmen wollen wir den Anteil an Finanzierungen für besonders energieeffiziente und ressourcenschonende Gebäude („Green Buildings“) am Gesamtkreditbestand bis zum Jahr 2025 auf ein Drittel steigern. Innerhalb dieses Zeitraums wollen wir zusätzlich die vollständige Transparenz über die Klimarisiken unseres Portfolios erhalten, bis 2023 werden dafür alle Energiewerte erfasst, um Transparenz über die CO₂-Emissionen des Portfolios zu erlangen. Darüber hinaus ergänzen wir unser Angebot um Nachhaltigkeitsprodukte, etwa einen Transformationskredit zur Finanzierung von Maßnahmen für eine höhere Energieeffizienz von Bestandsgebäuden. Wir sind nach wie vor der aktivste Emittent von Grünen Pfandbriefen innerhalb der europäischen Geschäftsbanken und die erste Bank mit einem Sustainbility Linked Bond weltweit. Darauf sind wir stolz und wollen diesen Weg konsequent weiterverfolgen.