#vdpmeetsgreen: Interview mit Dr. Olaf Oesterhelweg
Die COVID-19-Krise hat in den vergangenen Monaten weltweit den öffentlichen Diskurs geprägt und die Klimakrise etwas verdrängt. Wie bewerten Sie die zukünftige Bedeutung der Klimakrise nach dem Ende der Pandemie?
Die Klimakrise ist und bleibt die wichtigste und drängendste Herausforderung unserer Zeit und wird eine Daueraufgabe für Generationen sein. Es gilt, wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Anforderungen immer wieder neu in Einklang zu bringen. Wir brauchen eine weitreichende Energiewende, Verkehrswende und Wärmewende. Produktion, Handel, Konsum und die Finanzströme müssen sich in einer ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft zusammenfinden. Lebens- und Arbeitsweisen müssen sich Schritt für Schritt ändern. Und bei alldem muss sichergestellt sein, dass alle mitgenommen werden und zugleich die internationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt.
Nachhaltigkeit liegt nicht nur in den Händen der Politik. Was kann und muss die Finanzwirtschaft leisten?
Die Transformation der Wirtschaft und des Lebens kostet eine Menge Geld. Hier spielen Finanzinstitute eine zentrale Rolle. Sie sorgen für einen nachhaltigen Geldkreislauf, indem sie Kapital einsammeln und als Kredit für nachhaltige Investitionen zur Verfügung stellen. Dabei muss sie auch selbst mit gutem Beispiel vorangehen, die CO2-Bilanz ihrer Dienstleistungen immer weiter optimieren und die Eigenanlagen nachhaltig ausrichten.
Was haben Sie im Bereich Sustainable Finance bereits strategisch erreicht und was sind Ihre Ziele?
Das Interesse und Angebot an nachhaltigen Fonds steigt und damit auch der Beratungsbedarf.
Unsere rund 800 Anlageberater sprechen das Thema Nachhaltigkeit seit Anfang 2021 bei jedem Anlagegespräch aktiv an. Sie sorgen für die nötige Transparenz und Entscheidungssicherheit. Aktuell fließt schon jeder zweite Euro in nachhaltige Anlageprodukte. In wenigen Jahren soll ein Großteil unserer Kundendepots mit einem Volumen von derzeit über 10 Mrd. Euro nachhaltig ausgerichtet sein. Das ist gut für die Umwelt und gut für alle Anleger, die auf diese Weise von den Chancen der Veränderungen profitieren.
Ein zweiter wichtiger Beitrag ist die Finanzierung von Zukunftsinvestitionen. Die Haspa vergibt rund die Hälfte aller Kredite in Hamburg. Bei der Vergabe von ESG-Fördermitteln sind wir im Geschäftsgebiet traditionell führend. Durch unsere besondere Nähe zum Kunden, können wir auch komplexe Transformationsinvestitionen optimal begleiten. Zukunftsfähige Industrien werden künftig mehr Darlehen und Fördermittel bekommen. Industrien mit Veränderungsbedarf werden wir beim schnellen Umbau unterstützen.
Auch innovative Unternehmensgründungen dürfen nicht an der Finanzierung scheitern. Das gilt vor allem für Impact-Start-ups, die sich an die Spitze der Veränderungen stellen. An Ideen mangelt es nicht. Die Gründungsexperten der Haspa haben – trotz Corona – alle Hände voll zu tun. Das Haspa StartUp-Center wird 2021 so viele Gründungen begleitet haben wie nie zuvor.
Und auch für nachhaltige Investitionen in Privathaushalten werden wir ausreichend Kredit- und Fördermittel bereitstellen – allem voran für das bezahlbare und klimagerechte Wohnen. Energetisch hochwertiges Wohneigentum gehört zu den wichtigsten Säulen für eine stabile Altersvorsorge und einen effektiven Klimaschutz. Es sichert den Wohlstand von heute und kommender Generationen.