#wirimwandel: Interview mit Jörg Frischholz
Krieg, Energieversorgung, Inflation: Die Welt steht vor enormen Herausforderungen und einer grundlegenden Wende. Wie stellen Sie sich in Ihrem Institut auf diesen Wandel ein?
Die aktuellen Herausforderungen sind in der Tat groß. Die mittel- und langfristig größte Aufgabe in Deutschland und Europa sehe ich in der Gestaltung der Energiewende. Wir müssen den Umstieg auf die erneuerbaren Energien massiv beschleunigen. Dafür sind enorme Investitionen erforderlich, für die auch privates Kapital benötigt wird. Die NORD/LB wird hier eine wichtige Rolle spielen, denn wir bieten Investoren die Möglichkeit, sich an solchen nachhaltigen Finanzierungen zu beteiligen. Mit unserer 30jährigen Erfahrung in der Finanzierung von erneuerbaren Energien wollen wir einen aktiven Beitrag dazu leisten, dass die Energiewende gelingt.
Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie für Deutschland in den nächsten drei Jahren, und mit welchen Auswirkungen auf den Immobilien- und Pfandbriefmarkt rechnen Sie?
Die Unsicherheiten sind derzeit ungewöhnlich hoch. Wie energisch die Geldpolitik gegen die hohen Inflationsraten vorgeht und ob sie dabei auch eine Rezession riskiert, das bleibt abzuwarten. Der Immobilienmarkt wird sich in den nächsten Jahren insgesamt vermutlich etwas abkühlen. Innerhalb der verschiedenen Segmente wird es dabei allerdings deutliche Unterschiede geben. Wir sehen im Durchschnitt aber weiter stabile Wachstumsraten. Auch bei Immobilien müssen gewaltige Investitionen getätigt werden, wenn die Energiewende gelingen soll. Vielfach wird unterschätzt, wie hoch der Einspareffekt durch energieeffiziente Gebäude ist. Insofern wird der Finanzierungsbedarf nicht abreißen und der Pfandbrief als altbewährtes Finanzierungsinstrument wird weiter eine wichtige Rolle spielen.
Kreditinstitute nehmen bei der Bewältigung der aktuellen Herausforderungen eine Schlüsselrolle ein. Was ist Ihr Appell an Aufsicht und Politik?
Es ist nicht meine Aufgabe, Forderungen an die Aufsicht oder die Politik zu stellen. Wir müssen mit den Rahmenbedingungen zurechtkommen, die uns gegeben werden und das wird uns auch zukünftig gelingen. Wichtig ist es, im Dialog zu bleiben. Und grundsätzlich ist es natürlich immer vernünftig, mit Besonnenheit und Augenmaß zu agieren.